Ich erzähle heute etwas zum Thema Geld verbrennen. Nicht im metaphorischen Sinne, sondern über das tatsächliche Verbrennen von Papiergeld.
Geld unterscheidet sich von den meisten anderen Dingen. Es ist nichts außer Papier und Metallmünzen und meistens nicht einmal das, sondern existiert heute überwiegend als Zahl auf dem Papier oder in einem Computer.
Der Begriff Fiat-Währung wurde von Ökonomen treffend gewählt. Unser Geld basiert nicht mehr auf einem physischen Gegenwert, sondern allein sola fide, Kraft des Glaubens. Wir glauben nicht so sehr an den Wert des Geldes, sondern an seine Notwendigkeit für unsere Gesellschaft und Kultur. Vor allem glauben wir daran, dass alle anderen auch daran glauben.
Am 5. März 1996 fand im Haus von Alan Moore eine Vorführung des Films „Watch the K-Foundation Burn a Million Quid“ statt. Der Film war zuvor an Kunstakademien, Schulen, und auf öffentlichen Veranstaltungen gezeigt worden, auch an ungewöhnlicheren Orten, wie Gefängnissen oder steinzeitlichen Kultstätten. Aber es war das erste und einzige Mal, dass die Macher des Films ihn eigens für eine Privatperson aufführten.
Alan Moore – der Autor von „V wie Vendetta“ und „Watchmen“ – lässt Jack the Ripper seinem Buch „From Hell“ sagen: „Der einzige Ort, an dem Götter tatsächlich existieren, ist unser Bewusstsein, dort sind sie jenseits allen Zweifels real.“ Bei Geld ist es genauso. Der einzige Ort an dem sein Wert und seine Bedeutung nicht virtuell ist, ist unsere Vorstellung. Dort existiert es in seiner ganzen Erhabenheit und Monstrosität.
Unmittelbar vor Beginn der globalen Finanzkrise im September 2008 kam der Film The Dark Knight in die Kinos, darin verbrannte der Joker einen riesigen Stapel Bargeld. Ein großes Spektakel, das dem Publikum als die Tat eines offensichtlich Wahnsinnigen vorgeführt wurde.
Am 23. August 1994 wurde der Journalist Jim Reid in seinem Hotelzimmer von Bill Drummond und Jimmy Cauty abgeholt. Die beiden hatten einen Koffer mit einer Million Pfund in bar bei sich. Soviel Geld auf eine kleine Insel im Westen Schottlands zu bringen, war nicht leicht gewesen. Es war halb eins in der Nacht und es regnete.
Die drei fuhren mit dem Geld und Gimpo, ihrem Kameramann, zu einem verlassenen Bootshaus am anderen Ende der Insel. Dort drehten sie jenen 67-minütigen Film darüber wie sie die Million in der Feuerstelle des Hauses verbrannten. Fischer fanden in den nächsten Tagen 1500 Pfund, die durch den Kamin ins freie gelangt waren und übergaben diese der Polizei, die die Echtheit der teilweise versengten Noten bestätigte.
Am 23. November 1976 wurde Robert Anton Wilson’s Buch „Illuminatus“ in Liverpool von Ken Campbell auf die Bühne gebracht. Bill Drummond war damals 23 Jahre alt und hatte als Bühnenbildner die Kulissen für das Stück entworfen.
Campbell hatte Drummond gesagt, dass alles, was er mache, heroisch sein müsse, sonst brauche er es gar nicht zu tun. Bis heute ist unklar, ob sich das nur auf Thaterkulissen beziehen sollte. Das Stück war ein Erfolg und kam in London ans National Theatre. Drummond baute auch dort die Kulissen. Als er eines Tages zum Baumarkt ging, um Klebstoff zu holen, kehrte er nicht zurück, sondern fuhr zurück nach Liverpool, um in einer Punkband zu spielen.
An einem regnerischen Mittwoch im November 2014 war ich – auf dem Weg zur Arbeit – an der Haltestelle von einem achtlos durch Pfützen fahrenden Autofahrer nass gespritzt worden. Im Guardian las ich einen Artikel über die Ereignisse in Liverpool 1976:
The Five Lessons I Learned From Ken Campbell von Bill Drummond.
Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, kaufte ich eine Theaterkarte und reiste nach Liverpool. Am 23. November 2014 sah ich dort die Premiere von Cosmic Trigger, die Ken’s Tochter Daisy inszeniert hatte.
Knapp zwei Jahre später am 23. Juli 2016 stand ich auf einem Feld bei Sheffield. Dort wurde ich Zeuge, wie ein Dutzend Person ca. 230 Pfund verbrannten. Das Ritual berührte mich mehr als ich erwartet hatte, ich beschloß, dass es sinnvoll sei, Profis zu involvieren und mich an eine Zentralbank zu wenden.
Am 23. August 2017 ist der 23. Jahrestag der Verbrennung der Million Pfund.
Die Zentralbanken sind noch nicht vorbereitet.
Wer mir mit den Zentralbanken helfen möchte kann mich gleich ansprechen oder den versteckte Hinweisen in den Räumen hier folgen. Später besteht noch die Möglichkeit einer ziemlich geheimen Organisation beizutreten. Kopien von
Formular 23 liegen im Foyer aus.
Literatur & Links
- „Adandon All Art Now — Asche zu Asche (Anarchy in the UK)“, in: brand eins, 6/2001, online: Internet, https://www.brandeins.de/archiv/2001/qualitaet/adandon-all-art-now-asche-zu-asche-anarchy-in-the-uk/
- Barker, Bill, Schwa™, Hove, Reno (Schwa Press) 1993.
- Boyer, Jacques, „Destroying 300 millions in paper money: a scientific method of burning banknotes“, in: Scientific American, 106 (Mai 1912) S. 396.
- Burning Issue, The World's First Magazine for Money Burners.
- Butler, Ben, Interview: the KLF’s James Cauty., 18.06.2003, online: Internet, http://rocknerd.co.uk/2003/06/18/interview-the-klfs-james-cauty/
- Cauty, Jimmy, https://jamescauty.com
- Debord, Guy, The Society of the Spectacle, New York 1994 (zuerst franz.: La société du spectacle, Paris 1967).
- Drummond, Bill, „The five lessons I learned from Ken Campbell“, in: The Guardian, online: Internet, https://www.theguardian.com/stage/2014/nov/18/bill-drummond-five-lessons-i-learned-from-ken-campbell
- Harris, Jonathan, Money Burning Man at Festival 23, 23.08.2016, online: Internet, https://medium.com/@jonone100/money-burning-ritual-at-f23-fc7e256e920a#.g0ek25b7i.
- Higgs, John, The KLF, Chaos, Magic And The Band Who Burned A Million Pounds, London (Phoenix) 2013 (zuerst: 2012).
- Hossbach, Martin, „Ich höre Stimmen in meinem Kopf“, in: Spex, 03.11.2008, online: Internet, http://www.spex.de/2008/11/03/ich-hore-stimmen-in-meinem-kopf-bill-drummond/.
- King, Richard, How Jimmy Cauty buried the KLF Brit Award at Stonehenge, 22.06.2012, online: Internet, http://www.how-soon.com/index.php/blog/entry/jimmy_cauty_on_the_aftermath_of_the_klf_the_start_of_the_k_foundation/.
- Marcus, Greil, Lipstick Traces, A Secret History of the Twentieth Century, Cambridge (Massachusetts) 1990 (zuerst: 1989).
- Shea, Robert, Wilson, Robert Anton, Illuminatus, New York (Dell Publishing Company) 1984 (zuerst: 1975).
- Wilson, Robert Anton, Cosmic Trigger: The Final Secret of the Illuminati., Tempe, AZ (New Falcon) 1977.